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fez
Held vom Erdbeerfeld



12.03.2010 20:11
Werde Skateistaner! antworten

Ich habe mit skaten ja überhaupt nichts am Hut - aber das hier ist eine starke starke Sache die sich wirklich zu unterstützen lohnt!

http://skateistan.org/



Artikel aus der Süddeutschen Zeitung:

Ein Australier hat im afghanischen Kabul eine Skateboardschule für Jugendliche gegründet - und gibt ihnen ein Stück ihrer verlorenen Kindheit zurück.

Schon mal was von Skateistan gehört? Klingt nach einem Land: Turkmenistan, Pakistan, Tadschikistan, Skateistan. Auf der Weltkarte jedoch würde man ein Land mit diesem Namen vergeblich suchen. Skateistan ist vielmehr ein Traum, und eigentlich ist es ein völlig verrückter Traum, denn das kriegs- und terrorgeplagte Land Afghanistan hat vieles nötig - aber Skateboards? Wer jetzt absurd ruft, kennt Oliver Percovich nicht. Oder vielmehr Ollie, wie ihn die Kabuler Kinder rufen. Tschüss, Ollie, rufen sie gerade, die Übungsstunde ist zu Ende, tschüss bis morgen.

Es dämmert im Stadtteil Macrorayan, gleich wird die unansehnliche Wanne, die mal das Bassin eines Springbrunnens war, wieder auf Ruhestand machen - bis zum Nachmittag des nächsten Tages, wenn es hier wieder rundgehen wird mit diesen rollenden Brettern. Ein merkwürdiges Trainingsgelände, viel zu klein, zu eng, viel zu viele Risse im Beton. Aber da ist ja noch dieser Traum, und in diesem Traum gibt es Halfpipes, Rampen, glatte Oberflächen, alles, was man braucht im Skaterparadies. Ollie arbeitet daran.

Oliver Percovich, 34, ist Australier. Mit sechs Jahren stand er das erste Mal auf einem Skateboard, und damit war ein Bund geschlossen für die Jahre, die kommen sollten. Er wurde Traveller, er reiste durch die Welt, und mindestens ein Board war immer dabei, auch als er letztes Jahr in Afghanistan eintraf. Bald sahen die Kabulis drei Fremde durch die Straßen brettern, Ollie, seine Freundin und einen Freund. Manche werden den Kopf geschüttelt haben, aber von den Kindern rannten einige begeistert hinterher. So fing es an.

Kinder haben meist kein gutes Leben in Kabul, und mit unbeschwerter Kindheit hat es wenig zu tun. Viele müssen schon früh arbeiten, und wo noch Raum ist zum Spielen, da warten Minen, Selbstmordattentäter, vermüllte Plätze und gefährliche Straßen.

Durch Oliver Percovich bekommen sie ein bisschen was zurück von den verlorenen Kinderjahren, ein, zwei Stunden am Tag. Einen hat er dabei, der versteht sich auf die Kunst, auf dem Brett zu balancieren und gleichzeitig einen kleinen Laden im Auge zu behalten, in dem er bedienen muss. Kommt ein Kunde, schießt er blitzschnell davon.

Drei Dutzend kommen regelmäßig, Schmuddelkinder von der Straße sind darunter, und die anderen haben gelernt, sie zu akzeptieren. Mädchen kommen, und die Jungs haben aufgehört, sie wegzuschubsen. Fatana heißt eine, elf Jahre ist sie alt. Von dem Wohnblock hinter dem Brunnen hat sie beobachtet, was da unten Spannendes vor sich geht, und irgendwann konnte sie nicht mehr widerstehen.

Sie kam herunter und machte mit. Jetzt hat sie neue Freunde, den Jungen Milat, das Mädchen Adissa, aber ihr Idol ist natürlich Ollie, der ihr beigebracht hat, auf einem rollenden Brett zu stehen. Keines der Kinder hat ein eigenes Brett, und es gäbe auch nirgendwo eins zu kaufen. Die afghanischen Sprachen haben noch nicht mal ein Wort dafür.

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somewhere in South Carolina
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